Wann kann ein Kind enterbt werden?
Kategorie: Nachlassabwicklung
Zur Enterbung eines Kindes und damit verbundenen rechtlichen Konsequenzen hat das Landgerichts Lübeck am 13. Dezember 2023 geurteilt. Wesentliche Punkte des Urteils sind:
Hintergrund des Falls
Ein Vater hatte in seinem Testament eines seiner Kinder enterbt und den gesamten Nachlass einem anderen Kind vermacht. Das enterbte Kind klagte daraufhin gegen das Testament, da es sich um seinen Pflichtteil betrogen sah.
Kernfrage des Urteils
Das Gericht musste entscheiden, ob die Enterbung rechtmäßig war und ob das enterbte Kind Anspruch auf einen Pflichtteil hat.
Entscheidung des Gerichts
Das Landgericht Lübeck entschied, dass die Enterbung des Kindes grundsätzlich wirksam ist. Es stellte jedoch fest, dass das enterbte Kind dennoch Anspruch auf seinen Pflichtteil hat.
Begründung
- Enterbung:
Das Gericht erkannte an, dass der Vater das Recht hatte, sein Kind im Testament zu enterben. Das deutsche Erbrecht erlaubt es Erblassern, ihre Kinder zu enterben, wenn sie dies ausdrücklich im Testament festhalten.
- Pflichtteilanspruch:
Unabhängig von der Enterbung hat das enterbte Kind gemäß § 2303 BGB (Bürgerliches Gesetzbuch) Anspruch auf den Pflichtteil. Der Pflichtteil beträgt die Hälfte des gesetzlichen Erbteils und soll sicherstellen, dass nahe Angehörige nicht vollständig enterbt werden können.
- Berechnung des Pflichtteils:
Das Gericht ordnete an, dass der Nachlass bewertet und der Pflichtteil entsprechend berechnet wird. Das enterbte Kind erhält somit die Hälfte des gesetzlichen Erbteils in Geld ausgezahlt.
Folgen des Urteils
Der Nachlass muss nun bewertet werden, und das enterbte Kind erhält seinen Pflichtteil in Form eines Geldbetrages. Das Kind, das den gesamten Nachlass erhalten sollte, muss entsprechend einen Teil des Nachlasses in Geld auszahlen.
Das Urteil zeigt, dass eine Enterbung in Deutschland möglich ist, jedoch der Pflichtteilsanspruch nahe Angehöriger bestehen bleibt. Dies dient dem Schutz von Kindern und anderen nahen Verwandten, die durch ein Testament nicht vollständig enterbt werden können.
Urteil des Landgerichts Lübeck vom 13. Dezember 2023 (Az. 6 O 206/22)
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